Auf der Demo selbst filmen und fotografieren

Auf einer Demo zu fotografieren und zu filmen kann andere in Gefahr bringen und hat seine Vor- und Nachteile. Wiege diese gut miteinander ab, wenn du vor hast eine Kamera auf Demos mitzunehmen und zu verwenden.

Kein Ort für Erinnerungsfotos

Demos und Aktionen sind kein Ort für Erinnerungsfotos! Fotos oder Videos, die du als Erinnerungsfotos machst, um sie später auf Facebook zu stellen, sind nicht nur für dich, sondern auch für alle anderen Demoteilnehmer_innen gefährlich.

Ein solches Verhalten hat bei einer politischen Aktion nichts verloren. Viele Menschen sind nicht einverstanden, auf einer Demonstration gefilmt oder fotografiert zu werden und wollen noch weniger ihr Bild im Internet wieder finden. Respektiere das und fotografiere bitte nur Menschen, die damit einverstanden sind! Bei Fotos/Filmen von der ganzen Demo wird dies nie der Fall sein! Bedenke stets, dass Repressionen und Überwachung ständig zunehmen. Der Verfassungsschutz liest auch auf Facebook, Twitter, Myspace etc. mit und interessiert sich dafür, wer auf linke Demos geht – auch wenn auf dem Foto/Film gar nichts Strafbares zu sehen ist. Um so mehr Fotos/Videos unreflektiert veröffentlicht werden, um so leichter hat es daher die Polizei, linke Strukturen zu durchschauen.

Veröffentlichung? – Anonymisierung auf Fotos/Videos

Solltest du dennoch gute Gründe haben, das Material ohne Einverständnis der Betroffenen zu veröffentlichen, geh sicher, dass du jedenfalls ihre Gesichter, aber auch Kleidung und sonstige Erkennungsmerkmale unkenntlich machst! (verpixeln, schwarze Balken, Smileys, etc.). Beachte auch, dass du Metadaten vor einer Veröffentlichung von den Fotos/Videos herunter löscht. Metadaten sind Informationen, welche ebenfalls auf dem Foto gespeichert werden und wodurch Dir das Material zugeordnet werden kann. (Kameramodell, Uhrzeit, Belichtung, gegebenfalls sogar der Ort,…) Näheres dazu findest Du im Artikel Metadaten (Gerade in Arbeit, kommt noch).

Polizei filmen/fotografieren

Solltest du Material besitzen, dass du zur Entlastung von AktivistInnen verwenden möchtest, solltest du die Veröffentlichung gegebenfalls mit einer/der Rechtshilfe absprechen. Denn diese kann meistens besser abschätzen, ob eine Veröffentlichung (jetzt schon bzw. überhaupt) Sinn macht oder eventuell gefährlich sein kann. Bedenke: Umso früher die Polizei an entlastentes Material rankommt, umso länger haben sie Zeit, Gegenargumente zu finden. Öfters wurde scheinbar entlastentes Material auch schon gegen Betroffene oder auch andere Demoteilnehmer_innen verwendet. Im Optimalfall ist die Rechtshilfe auch mit der betroffenen Person/den betroffenen Personen in Kontakt und es kann somit sicher gegangen werden, dass diese ebenfalls mit der Veröffentlichung einverstanden ist/sind.

Bei Übergriffen der Polizei zu filmen, kann den Vorteil haben, dass Polizist_innen sich gar nicht erst trauen, so brutale Vorgangsweisen an den Tag zu legen, wie sie es vielleicht täten, wenn sie unbeobachtet wären. Außerdem hilft es, bei ungesetzlicher Vorgehensweise durch die Polizei, dafür eine Öffentlichkeit zu schaffen. Das Material kann als Beweis verwendet und die Polizei somit unter Druck gesetzt werden.

Selbstschutz

Der Polizei das Gefühl zu geben, niemals unbeobachtet zu sein, kann dich und deine Freund_innen unter Umständen schützen. Jedoch solltest du auch immer daran denken, dass du mit einer Kamera in der Hand den Repressionsorganen unangenehm auffallen könntest und damit zur Zielscheibe werden kannst. Sei also beim Filmen von Übergriffen vor Allem auf deine eigene Sicherheit bedacht. Am besten ist es, eine Bezugsgruppe dabei zu haben, welche für dich die Übersicht (mit)behält und dich auch von der Polizei abschirmt, damit du dich auf das Filmen konzentrieren kannst. Begib dich nicht unnötig in Gefahr, achte darauf, dass die Aufnahme nicht zu wackelig wird und vermeide unnötiges Zoomen. Das bloße Filmen der Polizei ist weder strafbar noch verboten. Beachte jedoch, dass die Polizei das Recht hat, dich wegzuweisen, wenn du durch das Filmen/ Fotografieren die Amtshandlung behinderst.

Beschlagnahme

Wenn du filmst/fotografierst, bedenke, dass die Möglichkeit einer Beschlagnahmung besteht (zB bei einer Festnahme). In diesem Fall kann die Polizei dein Material unzensiert verwenden. Das kann Mitdemonstrant_innen in Gefahr bringen. Sofern Du dazu noch Zeit hast, kannst du die Speicherkarte aus der Kamera heraus nehmen und verstecken oder sonst los werden. Solltest Du merken, dass die Polizei bereits gezielt auf dich/euch zusteuert, gib die Kamera – falls möglich – unbemerkt einer Person deines Vertrauens und verschwindet beide so schnell wie möglich.

Nach der Demo sollten digitale Daten in einem verschlüsselten Ordner kopiert werden und der Rest sicher gelöscht werden. Physische Datenträger (analoge, zB Videokasetten, tapes) sollten ebenfalls sicher aufbewahrt werden.

Zum Weiterlesen: at.indymedia.org: Medienaktivismus auf Demos/Aktionen

Schreibe einen Kommentar

Rechtsinfos für Österreich, Demonstrationen, Versammlungen, Strafrecht und Verwaltungsrecht